Besamungserfolg mit Sensoren vorhersagen?

Dr. Inga Schiefler, Förderverein Bioökonomieforschung e.V.

Das Team von Prof. Borchardt von der Freien Universität Berlin hat verschiedene Studien rund um den Besamungserfolg durchgeführt. Dazu wurden mit Hilfe des Aktivitäts- und Wiederkaumonitoringsystems SCR Heattime Pro Daten von über 3.000 Erst- und Mehrkalbskühen der Rasse Holstein analysiert. Diese wurden mit Informationen zu Temperatur und Luftfeuchte sowie Daten aus der Besamung und Trächtigkeitsuntersuchung ergänzt.

Welche Faktoren beeinflussen die Trächtigkeitsraten?

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Intensität des Aktivitätspeaks mit der Dauer der Brunst in Zusammenhang steht. Dabei stellte sich heraus, dass Tiere eine höhere Wahrscheinlichkeit haben tragend zu werden, wenn sie einen besonders deutlichen Anstieg der Aktivität zeigten. In der Studie zeigten lediglich zwei Drittel der Kühe eine hohe Brunstintensität und damit auch bessere Besamungserfolge als die Kühe mit geringerer Brunstintensität. Eine besonders kurze Phase des Interöstrus (Phase der sexuellen Ruhe im Zyklus des Rindes) wirkte sich dagegen negativ auf den Besamungserfolg aus. Diese Tiere können mithilfe eines der automatischen Monitoringsysteme identifiziert werden.

Erwartungsgemäß hatten auch Hitzestress und ein hohes Temperatur-Luftfeuchte Verhältnis einen negativen Einfluss auf den Besamungserfolg. Dabei spielt der Hitzestress jedoch nicht nur zum Zeitpunkt Besamung eine Rolle. Hat eine Kuh eine Woche vor der Besamung unter Hitzestress gelitten, kann dies bereits einen negativen Einfluss auf den späteren Besamungserfolg haben.

Die automatischen Monitoringsysteme sind in der Lage, Tiere zu identifizieren, die entweder ein hohes Risiko für eine erfolglose Besamung oder aber eine gute Chance auf eine Trächtigkeit haben. Dabei hat sich die Kombination der Daten zu Aktivität, Wiederkauen und Wetter als besonders aussagekräftig erwiesen. Dadurch erhält der Landwirt die Möglichkeit, die Auswahl des Bullen den „Erfolgschancen“ anzupassen. So könnte zum Beispiel besonders hochwertiges oder gesextes Sperma verstärkt bei guten Chancen auf eine Trächtigkeit eingesetzt werden.

Wann soll besamt werden?

Das Forscherteam analysierte außerdem, wann der optimale Besamungszeitpunkt in Abhängigkeit verschiedener Brunstparameter ist. Vom Brunstbeginn aus betrachtet wurden die höchsten Besamungserfolge erzielt, wenn die künstliche Besamung 7 bis 24 Stunden nach dem Brunstbeginn erfolgte. Orientiert man sich am Aktivitäts-Peak, sollte die Besamung innerhalb von 18 Stunden erfolgen. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass eine einmalige Besamung zu einem festen Zeitpunkt am Tag ausreichend ist, um einen guten Besamungserfolg zu erzielen.

Dabei spielte es keine Rolle, ob Frischsamen oder TG-Sperma verwendet wurde. Ob es allerdings Unterschiede für die Wahl des optimalen Besamungszeitpunktes für gesextes im Vergleich zu konventionellem TG-Sperma gibt, wird derzeit noch untersucht. Auch die Einflussfaktoren auf die Intensität der Brunst eines Tieres werden in zukünftigen Studien genauer untersucht.

Der Einsatz einer automatischen Aktivitätsmessung kann helfen, den richtigen Besamungszeitpunkt zu finden und damit den Besamungserfolg des Betriebes deutlich steigern.

Bild Besamungserfolg

Aktivitätsänderung einer Kuh im Zeitverlauf

Die Untersuchungen wurden vom Förderverein Bioökonomieforschung e.V. (FBF) unterstützt. Über den FBF bündeln die deutschen und österreichischen Rinderzucht- und Besamungsorganisationen ihre Forschungsaktivitäten (www.fbf-forschung.de).