Tierwohl in der Rinderzucht

Rinderfakten-Tierwohl

Tierwohl und Tierzucht entwickeln sich ständig weiter, sowohl was die Erwartungen der Gesellschaft als auch die Methoden und Möglichkeiten zur Maximierung des Tierwohls betrifft. Dank moderner Zuchtmethoden und leistungsfähiger Rechentechnik haben sich die Zucht und die Zuchtziele in den letzten Jahren grundlegend verändert. Heute ist es möglich Merkmale zu verbessern, die früher nur schwer züchterisch bearbeitet werden konnten. Dazu gehören beispielsweise Gesundheits- und Verhaltensmerkmale, die für das Tierwohl von großer Bedeutung sind.

Tiergesundheit - Grundstein der Rinderzucht

Die Rinderzucht hat nicht nur beim oft thematisierten Merkmal Leistung züchterische Fortschritte erzielt, sondern in den letzten Jahren insbesondere im Bereich der Tiergesundheit. Dafür wurden die Zuchtziele entsprechend weiterentwickelt, sodass ein robuster Körperbau, eine lange Lebenszeit und eine stabile Gesundheit stärker im Fokus stehen. So konnten durch die Zucht u. a. bereits die genetische Robustheit, die Herdengesundheit und die Nutzungsdauer von Rindern verbessert und das Tierwohl auf den Betrieben gesteigert werden. Darüber hinaus kann durch verschiedene genetische Untersuchungen die Krankheitsanfälligkeit
sowie das Auftreten von Erbfehlern reduziert werden.

FBF-Zuchterfolge-Rind

Zahlreiche Faktoren beeinflussen das Tierwohl in der Nutztierhaltung

Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Standards in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung und erzeugt tierische Lebensmittel hoher Qualität. In der öffentlichen Diskussion um das Tierwohl wird häufig ein negativer Zusammenhang zwischen der Betriebs- bzw. Herdengröße und dem Tierwohl vermutet. Untersuchungen des bundesweiten Projektes „Nachhaltigkeitsmodul Milch“ zeigen jedoch, dass entgegen der weit verbreiteten Annahme größere Milchviehbetriebe statistisch nicht mit einem schlechteren Tierwohl einhergehen. Für die Tierschutzgesetzgebung spielt die Betriebsgröße ebenfalls keine Rolle, da die Tierschutzvorgaben pro Tier gelten - unabhängig von der Bestandsgröße. Tatsächlich hat das betriebsindividuelle Management den größten Einfluss auf das Tierwohl. Dazu gehören die Umsetzung von Tierwohlmaßnahmen sowie das Wissen und Engagement der Tierhalter/innen. Viele Faktoren, auf die ein Betriebsleiter Einfluss hat, hängen unmittelbar mit der Tiergesundheit zusammen. So wirken sich z.B. das Stallklima oder das Angebot an Beschäftigungsmaterial auf das Tier aus. Größere Betriebe weisen häufig eine hohe Spezialisierung auf und können investitionsintensivere Umbau- und Anpassungsmaßnahmen oftmals leichter umsetzen.

BRS-Einflussfaktoren-fuer-Tierwohl

Die Zuchtziele haben sich in den vergangenen Jahrzehnten sowohl in der Schweine- als auch in der Rinderzucht stetig verändert. Am Beispiel der Milchrinderrasse Deutsche Holsteins zeigt sich, dass bis zum Jahr 1996 die Milchleistung das wichtigste Kriterium zur Auswahl der besten Zuchttiere war. Heute hat sie hingegen nur noch einen Anteil von 36 % im Gesamtzuchtwert. Die Gesundheit der Kuh, die Langlebigkeit sowie die Kälberfitness und ein unkomplizierter Geburtsverlauf sind wichtige Fitnesskriterien in der Rinderzucht. Zusammen mit Merkmalen des Körperbaus machen sie den überwiegenden Anteil bei den Zielen der Rinderzucht aus. Mit dieser Gewichtung der Zuchtwerte sollen gesunde Milchkühe mit ausgeglichenen körperlichen Merkmalen und Eigenschaften gezüchtet werden, die neben einer guten Milchleistung auch ein hohes Alter erreichen. Das gilt auch für die Schweinezucht: Mütterlichkeit ist ein wichtiges Zuchtmerkmal für die Gruppenhaltung und die Aufzucht von Ferkeln in Bewegungsbuchten. Ziel sind pflegeleichte, robuste und vitale Tiere.