Neue Zuchtwerte für allen drei Rassen

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Zuchtwert für Klauengesundheit für Brown Swiss und Fleckvieh

Seit der Dezember Zuchtwertschätzung wird für die Rassen Brown Swiss und Fleckvieh der Zuchtwert Klauengesundheit veröffentlicht. Es handelt sich dabei um einen wichtigen Merkmalskomplex hinsichtlich des Tierwohls und der Wirtschaftlichkeit, der bisher nur für die Rasse Holstein vorhanden war.

Klauenbefunde und Diagnosen entscheidend

Entscheidend ist zur Entwicklung des Zuchtwertes Klauengesundheit ist die Datenerhebung, die in den letzten Jahren im Rahmen verschiedener Projekte (z.B. Klauen-Q-Wohl, FleQS, Fleckfficient, Braunvieh Vision, usw.) möglich war. Es wurden 6 Merkmale für die ZWS ausgewählt. Mortellaro, Limax, Weiße-Linie-Defekt, Klauengeschwür, Ballenhornfäule und Klauenrehe. Zusätzlich wird ein Merkmal definiert, das alle sonstigen Klauenbefunde umfasst. Darüber hinaus werden auch die tierärztlichen Diagnosen aus dem Klauenbereich als zusammengefasstes Merkmal in die ZWS einbezogen.

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Nach entsprechender Validierung gehen beim Fleckvieh über 500.000 Kühe mit Klauenpflege- oder Tierarztinformationen in die ZWS ein, bei Brown Swiss sind es fast 100.000 Kühe. Im ZWS-Modell werden folgende Umwelteinflussfaktoren berücksichtigt: Region, Kalbejahr, Kalbemonat, Laktation, Kalbealter, Laktationsstadium, Klauenpfleger/Tierarzt, Erfassungsart und Betrieb. Die Einzelmerkmale werden entsprechend der wirtschaftlichen Bedeutung zum Klauengesundheitswert KGW kombiniert. Die Erblichkeit für den KGW ist 6,3% beim Fleckvieh und 10,6% bei Brown Swiss.

Da der Zeitraum der Datenerfassung sehr klein ist, ist die Abgangsursache Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen ein gutes Hifsmerkmal, da es auch aus Regionen bzw. von Betrieben ohne Klauenbefunde ohne Zusatzaufwand zur Verfügung steht und eine hohe genetische Korrelation von über 0,60 zum KGW aufweist. Neben der Abgangsursache haben sich die Hauptnoten für Rahmen und Fundament als informative Hilfsmerkmale für die Klauengesundheit erwiesen. Einerseits zeigen rahmigere und damit schwerere Kühe mehr Klauenprobleme, andererseits weist eine höhere Fundamentnote in der Tendenz auf weniger Klauenprobleme hin.

Fazit

Der neue Klauengesundheitswert KGW wird seit Dezember 2023 für die Rassen Fleckvieh und Brown Swiss im Fitnessblock veröffentlicht, aber vorerst weder in dem Fitnesswert FIT noch in den Gesamtzuchtwert GZW eingerechnet.

Der neue ZWS Klauengesundheit schließt eine wichtige Lücke im Fitness- und Gesundheitsbereich und soll auch dazu motivieren, verstärkt Klauenpflege- und Gesundheitsdaten zu erfassen. Aber zu beachten ist, dass bei den genotypisierten Kandidaten lediglich Sicherheiten in der Klauengesundheit von ca. 65 % beim Fleckvieh und 56 % beim Brown Swiss erreicht werden. Aus diesem Grund lautet die Empfehlung, nicht ausschließlich auf dieses Merkmal zu selektieren, um nicht den Zuchtfortschritt in anderen Merkmalen zu riskieren.

RZÖko - Langlebig und gesund für nachhaltiges Tierwohl

Der RZÖko ist ein neuer Zuchtwert für die Rasse Deutsche Holsteins, der speziell auf die Bedürfnisse ökologisch und extensiv wirtschaftender Betriebe ausgerichtet ist. Erstmals wurde er mit der August-Zuchtwertschätzung 2023 auf den Zuchtwertdatenblättern und in den Datenbanken des vit ausgegeben. Er steht für eine nachhaltige Zucht auf hohe Nutzungsdauer, stabile Gesundheit, moderate Milchmenge bei guten Inhaltsstoffen.

Zielstellung und Zusammensetzung

Orientiert an den besonderen Rahmenbedingungen und Anforderungen für ökologische Milchviehbetriebe setzt der RZÖko einen klaren Schwerpunkt bei der Funktionalität. Die hohe Gewichtung der Nutzungsdauer (38% RZN) und direkten Gesundheitsmerkmale (RZGesund 21%) zielt darauf ab, frühzeitige und vermeidbare Abgänge zu verhindern. Als weitere funktionale Merkmale sind zudem die Körperkondition (5% BCS) und die Kalbeeigenschaften der Mutter (3% RZKm) enthalten. Die Herreinnahme des BCS soll die Körperkondition der Tiere verbessern und zu einer höheren Widerstandsfähigkeit führen.

Ökologisch und extensiv wirtschaftende Betriebe streben an, ihre Tiere vornehmlich aus dem eigenen Grundfutter zu versorgen. Das hervorragende Leistungsvermögen und hohe genetische Potential der Rasse Deutsche Holsteins führt insbesondere in der Frühlaktation zur Herausforderung, die Tiere leistungsgerecht zu versorgen und auszufüttern. In Relation zur hohen ökonomischen Bedeutung der Leistungsmerkmale, vor allem der Inhaltsstoffe, braucht es daher moderate Milchmengen bei guten Inhaltsstoffen. Der RZÖko greift diese Herausforderung in der Leistungskomponente durch zwei Aspekte auf.

Im Vergleich zu RZG und RZ€ wird die Milchleistung mit insgesamt 27% weniger stark gewichtet. Die Eiweiß- und Fettmenge werden im marktgerechten Verhältnis von 2:1 berücksichtigt. In der Regel zahlen die Molkereien nach Fett- und Eiweißgehalt der Milch aus. Als Novum in der deutschen Zucht wird die Milchmenge mit 6% negativ gewichtet.

Diese Komponente soll gezielt die fett- und eiweißfreie Milchmenge über die Korrelation zur Milchmenge reduzieren. Das heißt, reine Milchmengenvererber ohne gute Inhaltsstoffvererbung werden hier gezielt bestraft. Im Ergebnis wird der Zuchtfortschritt insgesamt in der Milchmenge im Vergleich zu RZ€ und RZG dadurch gebremst, ist jedoch durch die Berücksichtigung der Fett- und Eiweißmenge nach wie vor positiv.

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Was kann der RZÖko leisten?

Der RZÖko hat seine Stärken entsprechend der Zielstellung klar in den Bereichen Nutzungsdauer und Gesundheit. Bei RZN und RZGesund realisiert der RZÖko den höchsten Zuchtfortschritt im Vergleich der Gesamtzuchtwerte.

Die Integration des BCS führt zu besser konditionierten Tieren, die mehr Körperreserven erhalten. Über die Beziehung der enthaltenen Merkmale wird mit dem RZÖko gleichzeitig auf kleinere, mittelrahmige Tiere gezüchtet.